Kein Sport verbindet
so sehr moderne Technologie mit den Kräften der Natur wie der
Segelflug. Die jungen Männer der ersten Stunde widmeten sich mit
Begeisterung einem Problem, dessen Lösung für unmöglich gehalten
wurde: dem Flug ohne Motor. Zum Mittelpunkt der Geschichte des
Segelflugs aber wurde die Wasserkuppe in der Rhön. In den Jahren
1911 bis 1913 zogen Darmstädter Gymnasiasten und Studenten unter
Führung von Hans Gutermuth in die Rhön. Aus dieser Zeit ist ein
motorloser Flug von einer Minute 52 Sekunden mit einer Strecke
von 843 m bekannt. Mit Ausbruch des Krieges 1914 wurde diese
Entwicklung unterbrochen. Die Fliegerei verlagerte sich zum
Motorflug, der aber nach dem Krieg, für Deutschland verboten
wurde. Dies war die Geburtsstunde des Segelflugsports. Man
begann dort, wo Otto Lilienthal geendet hatte. Oskar Ursinus,
der 'Rhönvater', trat 1920 in seiner Zeitschrift 'Flugsport' für
den motorlosen Flug ein. In vielen Städten, insbesondere in
Aachen, Darmstadt, Dresden und Stuttgart, entstanden Modell- und
Gleitflugvereine. (Bild oben; Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe
- mit Wiedergabe der Inschrift, Grafik unten; Lageplan der
Wasserkuppe in der Rhön von 1939)
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Im gleichen
Jahr wurde zu einem Wettbewerb auf der Wasserkuppe
eingeladen. Zu diesem ersten Wettbewerb kamen 25
Teilnehmer mit selbstgebauten Gleitflugzeugen. Unter
primitivsten Verhältnissen begann ein erstes Versuchen
und Abtasten. Ohne Erfahrung oder gar Vorschulung
startete man zu Gleitflügen. Am 6. 8. 1920 gelang Bruno
Poelke der erste Flug von 8 Sekunden. Unvergesslich
bleiben die Hängegleiter-Flüge von Willi Pelzner, der es
auf 500 m Strecke brachte. Klemperer flog auf der in
Aachen von Professor Theodor von Karman konstruierten
'Blauen Maus' 2 Min. 22 Sek. und 1830 m Strecke. Außer
den Organisatoren Oskar Ursinus, Erich Meyer aus
Dresden, Gutermuth aus Darmstadt tauchen zum ersten mal
die Namen Klemperer, von Loessl, Pelzner, Wolf Hirth,
Harth, Messerschmitt, Espenlaub, Lippisch, Poelke und
Spalinger sowie der des jüngsten Teilnehmers, Peter
Riedel, auf, der mit 14 Jahren einen kleinen,
selbstgebauten Doppel-Hängegleiter mitbrachte und
vorsorglich seine Flüge nur an zwei vom Boden aus
gehaltenen Leinen durchführen durfte. Bis zur 20. Rhön
1939 sollte die Wasserkuppe das Zentrum für die
Verbreitung des Segelflugs in aller Welt bleiben. Hier
begann auch die Arbeit eines Mannes, der jahrzehntelang
dem Segelflug die Grundkenntnisse der Meteorologie
vermittelte und auf die Entstehring von Aufwinden und
deren Ausnutzung hinwies: Professor Dr. Walter Georgii,
der 'Professor' (Bild).
Dieser erste Wettbewerb wurde zum
Signal. An vielen Orten entstanden neue
Flugsportvereine. Zur gleichen Zeit, entstanden an den
Technischen Hochschulen und Universitäten, unter den
Studierenden und Dozenten, akademische Fliegergruppen
('Akaflieg' genannt) zur Pflege des Segel- und
Motorfluges. Viele Segelflugzeuge sind hier unter der
Leitung ihrer Dozenten entworfen und gebaut worden und
auch einige Sportflugzeuge. Nach 1935 musste die
Bezeichnung Akaflieg der 'FFG' (Flugtechnische
Fachgruppe) bzw. der 'FAG' (Flugtechnische
Arbeitsgemeinschaft) weichen. Akademische
Fliegergruppen, die keine Motorflugzeuge entwarfen,
bestanden an der Universität Bonn, der Technischen
Hochschule in Danzig (dort lehrte um 1939 Prof.
Kleinwächter, Flugzeugbau), der Universität in
Frankfurt/Main, der Universität in Halle, der
Technischen Hochschule in Hannover und Karlsruhe, den
Universitäten von Kiel, Köln, Leipzig und Münster. An
der Technischen Hochschule Stuttgart lehrte u.a. Prof.
Madelung, der auch zugleich Leiter der dortigen
Luftfahrt-Forschungsanstalt 'Graf Zeppelin' war.
Im Gegensatz
zu den Richtlinien und der Bürokratie des RLM, konnten
die Segelflugzeugbauer ihre Freiheit genießen und ihre
Segelflugzeuge und Gleiter frei benennen. Diese Praxis
hatte bis Kriegsende, mit einigen Ausnahmen, bestand und
es war daher üblich den Segelflugzeugen Beinamen wie,
Haicht, Reiher oder Weihe zu geben, unabhängig der
Tatsache, wer diese Segelflugzeuge letztendlich
konstruierte, baute, oder sie in Serie herstellte. So
konnte z.B. der 'Zögling' von Lippisch und Stammer
sowohl bei dem SFB-Kassel, als auch bei der Firma
Schleicher gefertigt werden, ohne einen eigentlichen
Bezug zum Konstrukteur nach zu weisen.
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Grosser Andrang ..
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.. die Menschen strömen herbei ..
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.. die Segeler stehen ..
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.. zum Wettkampf ..
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.. bereit ..
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.. und das Publikum hautnah dabei
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